AFD biedert sich beim Bürger mit Diskriminierungen an

Tagesspiegel berichtet:

Seit Jahrzehnten gibt es Streit um den Strich, der Kurfürsten- Ecke Potsdamer Straße beginnt.

© Heinrich

Streit am Strich: Auch AfD will Sperrzonen an der Kurfürstenstraße

Alle Parteien wollen am Strich an der Kurfürstenstraße einschreiten - seit Jahren. Nun macht die AfD Vorschläge. Das passt einigen nicht.

Zu keiner Straße in Berlin äußern sich Politiker so regelmäßig – und kaum ein Ort bleibt trotz aller Änderungspläne so stoisch das, was er eben ist: Berlins bekanntester Strich auf der Kurfürstenstraße zwischen Schöneberg und Mitte – schon in den 20ern Rotlichtviertel, in den 70ern für Mädchenprostitution bekannt, nach der Wende eher für Frauen vom Balkan. Zwischen dem angestaubten Sexkino und dem stadtweit beliebten Französischen Gymnasium wird fast alles angeboten, was wenig kostet – „Kufü“ ist auch der Strich für Geizhälse.

Sexarbeit oder Umfeldkriminalität?

Nun äußert sich dazu die AfD. Es ist Wahlkampf, die anderen Parteien hatten vorgelegt. „Spritzen, benutzte Kondome, Schlägereien“, sagt AfD-Abgeordneter Harald Laatsch, „uns geht es um die Umfeldkriminalität.“ Er steht am Donnerstag von Polizisten umgeben auf dem Gehweg in der nahen Bülowstraße. Die Scheiben des „Seminarraumes Bülowbogen“, in dem die AfD tagen wollte, wurden am frühen Dienstag zerstört.

„Und uns geht es auch nicht um die einzelne Frau, die dort arbeitet“, sagt Laatsch. „Uns geht es um Zwangsprostitution.“ Das sehen die Demonstranten anders, die 100 Meter weiter lautstark gegen die AfD protestieren. Nun hat die Partei tatsächlich nicht das Image, sich für die Rechte ausgebeuteter Frauen einzusetzen. „Wir sind gar nicht dagegen, dass Prostituierte dort Anbahnungsgespräche führen“, sagt der AfD-Abgeordnete Marc Vallendar zügig. „Nur am besten nicht auf der Straße.“ Ein Laufhaus solle her – und ein definiertes Gebiet, in dem das Rotlicht legales Gewerbe bleibt. Keine Partei im Abgeordnetenhaus möchte die Sexarbeit vor Ort gänzlich verbieten. Zuletzt pfiffen die Grünen ihr bekanntes Mitglied, Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel, zurück: Er hatte vorsichtig eine Sperrzone gefordert, der Straßenstrich bringe zu viel Gewalt und Drogen mit sich. Berlin ist, unbestritten, auch international für käuflichen Sex bekannt.

Andere forderten: Nachmittags keine Prostitution

An der Kurfürstenstraße gab es sicher auch Sexarbeit, ohne dass Schwerkriminelle den Frauen die Bedingungen diktierten – nur dürften diese Zeiten vorerst vorbei sein: Erst vor einigen Tagen gab es eine Massenschlägerei, ein Mann musste durch eine Not-OP gerettet werden. Die Polizei vermutet Machtkämpfe im Milieu. Bekannt ist, dass Zuhälter aus Osteuropa an einen arabischen Clan sogenannte Standmieten für die von ihnen kontrollierten Sexarbeiterinnen zahlen müssen. Und so sagte die AfD zumindest an diesem Donnerstag nur so viel oder wenig, wie die bürgerlichen Parteien auch schon. Schon 2016 wollte ein Arbeitskreis „Sperrgebiet Tiergarten Süd“ eine Sperrzonen- Verordnung durchsetzen, der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber hatte 2015 Ähnliches gefordert. CDU-Mann Robbin Juhnke sprach sich 2014 für Sperrzeiten aus. Und der Schöneberger Ordnungsstadtrat Oliver Schworck, SPD, forderte 2013 ein Prostitutionsverbot für den Nachmittag.

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