Die Telekom startet eine neue Begegnungsstätte in Schöneberg – mit Projekten von Studenten.

Das würde Berlin gut stehen: Über die grauen Kästen für Strom, Telefon und Internet auf den Bürgersteigen der Stadt werden lebhaft pulsierende, in wechselnden Pastellfarben aufleuchtende Hüllen gestülpt. Uhrzeit und Weg zur nächsten U-Bahn, ja sogar die aktuelle Feinstaubbelastung in der Straße würden für Passanten ausgestrahlt. „Service, Umweltbewusstsein und ein erhöhtes Sicherheitsempfinden“ liefere so eine Box, sagt Cecilia Thorausch (24).

Mit 17 weiteren Studierenden der Fachhochschule Potsdam (FHP) hat sie derlei Ideen für Stadtbild und Alltag in nützliche Maschinen verwandelt. Bei der Eröffnung eines Begegnungs- und Präsentationsraumes der Telekom in Schöneberg stellten die Studenten am Mittwoch Projekte vor, an denen sie acht Monate lang gearbeitet hatten.

Katja Henke und Andreas Gladisch von der Telekom hatten das auf den Weg gebracht. Mit den FHP-Professoren Constanze Langer und Frank Heidmann entwarfen sie eine Fragestellung, die Studierende bei einem Kurs des Wintersemesters beschäftigen sollte: Was sind Konzepte, Szenarien und Produkte für das Alltagsleben, die auf der Technologie der Telekom basieren?

Cecilia Thorausch sagt, dass sie als angehende Kommunikationsdesignerin pro Semester 200 bis 400 Euro in Arbeitsmaterial für Projekte investiert. Mit dem Kooperationsvertrag stellte die Telekom den Teilnehmern ihres Kurses nun plötzlich eine fünfstellige Summe zur Verfügung.

Die Präsentation nutzte das Unternehmen, um einen neuen Veranstaltungsort für interne Workshops, Managertreffen und Konferenzen vorzustellen. An der Winterfeldtstraße 21 stehen im siebten Stock des Telekomgebäudes „Digital Innovation Arena“ dafür zukünftig 400 Quadratmeter zur Verfügung, außerdem Cateringflächen sowie eine Terrasse mit Berlinblick.

Im Gebäude befand sich einst das Fernmeldeamt 1

Der Ort heißt „Kontakthof“. In einem Umfeld, das anders als etwa Mitte nicht für eine IT-Szene bekannt ist, bringt die Telekom seit 2013 Forschung, Start-up-Szene und Entwicklung zusammen. Derzeit wird das Haus modernisiert. Die Zahl der Mitarbeiter soll dort danach auf 1400 erweitert werden.

Die Räume sind für Berlin von historischer Bedeutung. Im 1929 eröffneten Gebäude befand sich das Fernmeldeamt 1, Europas größte Vermittlungsstelle. Nach dem Krieg sendete von dort die Vorgängerstation des Rias.

Modernste Kommunikationsmöglichkeiten zeigt nun die – leider nicht öffentliche – Schau der jungen Studierenden. Da gibt es Laternen, in denen starke Router für ein solides Wlan sorgen. Eine digitale Litfaßsäule behebt das Problem nicht eintreffender Pakete: Der Entwurf der Studenten sieht Fächer vor, in denen überarbeitete Lieferanten ihre Sendungen hinterlassen können.

„Ein Fenster in eine andere Stadt“ nennt Student Pelle Dwertmann seine Bildschirmsäule für öffentliche Plätze. „Wenn man darüberwischt, zeigt die Kamera jemanden, der vor einer verbundenen Säule in Prag, Istanbul oder Kalifornien steht. Man würde sich durch Handbewegungen verständigen“, sagt der 24-Jährige. Bei aller aktuellen Fixierung auf die Technik der Zukunft, auf Fotomanie, Geklingel und Streaming, erzählt die Ausstellung da nebenbei auch von einer jungen Sehnsucht nach ganz ursprünglichen Formen der Kommunikation.